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Herzliche Grüße von der Insel
Herzliche Grüße von der Insel,
habe ich meine Mails in den letzten 2 Monaten unterschrieben.
Jede/r hat ein anderes Bild für den Ort, an dem er, oder sie,
die Zeit seit dem 16. März verbracht hat. Eine Zeit des
Ausnahmezustandes, in der tradierte Regeln nicht mehr zu
funktionieren scheinen. Gewohnte Zugriffe auf Denkformen und
Denkkonzepte mussten sich zwangsweise wandeln.
Die Insel als Denk- und
Handlungsraum Zugriffe, die sich auf inter-nationale Kunst- und
Austauschkonzepte fokussiert hatten, mit der
Selbstverständlichkeit, immer und überall auf der Welt präsent
sein zu können, waren bedeutungslos geworden. Selbstverständlich
war es in Kunst- und Kulturzusammenhängen quer über den Globus
einzu-tauchen, den Dialog mit internationalen Künstlern
weiterzuentwickeln und wieder in die Heimatkultur einzuladen und
einzu-bringen. Ein außergewöhnlicher Schatz der uns zur
Verfügung gestanden hatte. Daraus ist ein Netzwerk über
Thailand, Vietnam, Myanmar, Japan, Philippinen und China
entstanden. Von China aus startete das Ende dieser
Selbstverständlichkeit. Dort, wo wir bis Anfang Dezember das
Projekt „Exploring the original nature“ weiter-entwickelt und
ausgestellt hatten, war wohl der Anlass für das Ende der
Selbstverständlichkeit schon in der Welt angekommen. Vielleicht
sogar in der Umgebung der Künstler, die aus unterschiedlichen
Teilen Chinas gekommen sind. Wer weiss?
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Eindrucksinsel
Was geschieht, wenn Selbstverständlichkeiten aufbrechen? Wie
fühlt sich das an? Was für Spuren entwickeln sich, wenn Zugriffe
nicht mehr greifen. Bleibt dieses Netzwerk, und wie? Lock down,
alles konzentriert sich auf einen kleinen in sich geschlossenen
Kosmos. Plötzlich verlangsamt sich die Gesellschaft. Die eigene
Tagestaktung reduziert sich. Es gibt keine Ausrede mehr um
„Nichts“ zu tun.
Es gibt Zeit um die Wohnung aufzuräumen, Zeit um zu sortieren, um
künstlerische Verläufe und Erkenntnisse zu überdenken. Eine
Zeitinsel entsteht. Direkte Beziehung, Partnerschaft, selbst
Familie entwindet sich der direkten Verbindung. Was entsteht
daraus, Verunsicherung?
Insel als Fluchtpunk vor der Lebenswirklichkeit? Eine kleine
Einheit mit den direkt naheliegenden Bezüge die unerlässlich
sind. Was und wer gehört dazu? Wer darf auf der Insel sein?
Eindrücke in der Ferne - wie Bienen gesammelt und auf der Insel
konzentriert verarbeitet.
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Heimatinsel,
entsteht sie aus dem Stillstand, jetzt, real? Pfäffingen. Sie ist
noch nicht besetzt. Sie will belebt werden. Die Heimatlosigkeit
scheint einen Ort gefunden zu haben, die Heimatinsel.
Me and myself
Me and Myself ist eine Wiederbegegnung nach 30 Jahren. Anfang der
1990er Jahren entstanden bei Performances Körperabformungen meines
eigenen Körpers. Einige davon haben als massive Gibsplastiken die
Jahre überdauert. Da sie für Folgeprojekte Model stehen mussten,
hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur an den Modellen
ist das ablesbar. Die Form meines Körper konserviert als 30
jähriger. Ich und mein Körper heute. Heute und damals steht sich
gegenüber. Das Körpergefühl ist ein anderes.Das Erscheinungsbild
ist ein anderes.Der Körper erinnert sich! Körper-gedächtnis - eine
Reservoir an Themen und Gefühlen.
Die Körperinsel verbindet sich im Rückblick mit der
Erinnerungsinsel, prallt auf die Zeitinsel und lässt plastischen
und performativen Projekten entstehen.
"Me and
Myself - old buddies", reunion after 30 years!
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