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Textauszüge aus dem Katalogbeitrag

von Frau Dr. Barbara Lipps-Kant Tübingen für die Galerie der Stadt Schwäbisch-Hall anläßlich der Ausstellung “Körperstücke - Salzstücke” von Andreas Hoffmann.


.........Mir gefällt die Art, wie er Salz als Träger von Spuren, menschlichen Zeichen, dargestellt mit den eigenen Fußabdrücken, in seiner Geschichte hervorhebt und hinterfragt. Wie zufällig Gewachsenes, etwa als Landschaft Erfahrbares, und bewußt Geformtes nebeneinander bestehen. Wie er die Platten in den Maßen 30x50x3cm anordnet und damit den Raum nicht nur auslotet sondern auch zu neuem Leben erweckt! Die Fußbodeninstallation ist eine beeindruckende Demonstration künstlerischer Kraft.

Oder auch die große Figur in Salz, geschaffen nach den Proportionen des Künstlers, entindividualisiert aber nicht entseelt, die Fragilität und Bedeutung des Baustoffes Salz in sich birgt, voller Dichte und Kraft, und von Vergänglichkeit kündend. Denkmal, Mahnmal, Zeuge, Wächter der Mann aus Salz kann alles ein.

Die Fragmente von Körpern schließlich, die der Ausstellung den Titel leihen, bestehen aus kristallisiertem Salz, das um Drahtgeflecht gewachsen ist. Entgegen früherer Arbeitsweise, wie sie etwa die männliche Figur aufweist, wird hier auf das Verdecken des stützenden Drahtskeletts kein Wert gelegt. Salz und Gitter gehen eine Symbiose ein. Im Herausstellen der Gegensätze erweisen sich ihre Strukturen als gültig. So ergänzen sie sich bei gleichzeitiger Verfremdung.



Die einzelnen Körperstücke - ein Arm etwa, ein Schulterstück, ein Rückenteil, ein Kopf, ein Arm mit einer Hand auf dem Schenkel, insgesamt sieben mal vier Teile - bieten sich in der beabsichtigten Bruchstückhaftigkeit dar. Ihre Ränder rauh, ihre Oberflächen durch Ausblühungen des Salzes unterschiedlich modelliert, wirken sie wie ausgerissen oder wie zufällig zerbrochen. Dahinter verbirgt sich die Welt in Stücken, eine aktuelle Metapher in der Kunst unserer Zeit. Wie anders sind Stilpluralismus, Wechsel der Moden, aber auch die von den Kubisten gefundene Ausdrucksform der Collage und ihr unaufhörlicher Siegeszug bis in die heutige Zeit zu erklären? Stellen sie nicht Reaktionen der Künstler auf vorgefundene Lebensmuster dar?
Ferner sollen Anordnung und Fixierung der Körperteile zur Sprache kommen. Mittels dunkler Eisenklammern sind die einzelnen Teile auf der Wand befestigt. Erzählt wird die Geschichte vom Menschen wie eine Sage aus längst vergangener Zeit. Es ist dieses bewußte Herausstellen, dieses Abrücken und in Fehlstellen Sprechen, das mir den Gedanken an ein Lapidarium nahe legt. Ist es nicht so, als wohnten wir einer Demonstration bei, als wendete sich der Künstler an eine naturwissenschaftlich interessierte Schaugemeinde? Andreas Hoffmann gelingt es perfekt uns in seinen Bann zu ziehen. Der Mensch in Stücken ist seine Form des Infragestellens von Welt und Sinnsuche. ........”